Der Rheintaler, 09.01.2022, Gert Bruderer
Die Stadtmusik überraschte mit einem Liederraten und erhob das Erheitern zu ihrer zweiten Kernkompetenz.
Die erste ist und bleibt natürlich die Musik. Ein stilistisch vielseitiges Programm enthielt bekannte Melodien und bezog mehrfach das Publikum ein. Aus voller Kehle wurde zu Vico Torrianis Klassiker «Alles fährt Ski» mitgesungen, und ein grosses Liederraten verband Spass und Musik auf mustergültige Weise: Sobald jemand wusste (oder zu wissen meinte), welches Lied angestimmt wurde, kam Markus Eugster mit dem Mikrofon vorbei.
Die Bilder, die zur Musik geliefert wurden, entstammten einem Skiweekend. Lustvoll, lebensnah und pointiert zog eine Sketchgruppe einfallsreich den roten Faden durchs Programm. Wie sicher alle es aus ihrem Lagerleben kennen, wurde leidenschaftlich gepetzt, geprahlt, gezankt – so, dass es wirklich witzig war.
Ambitionierter Nachwuchs, schwungvoll und elegant
Das wie immer dreigeteilte Programm bescherte dem Publikum – gemäss dem Motto ausgedrückt – ein Skivergnügen auf der blauen, roten und der schwarzen Piste. Die Kadettenmusik unter der Leitung von Sonja Reinthaler erwies sich als ambitionierte Anwärterin für Fahrten auf der roten Piste, indem sie die fünf einstudierten Melodien vorzüglich interpretierte. Die hervorgehobenen Trompeten- und Querflötenklänge im Lady-Gaga- und Bradley-Cooper-Song «Shallow» waren bloss zwei von vielen ins Programm eingebetteten, überzeugend dargebotenen Einzeldarbietungen.
Die wie die Stadtmusik von Benjamin Zwick dirigierte Jugendmusik wedelte, sinnbildlich gesprochen, schwungvoll und elegant den Hang hinunter. Auch die Mitglieder dieses Korps beeindruckten mit einer ganzen Reihe gekonnt vorgetragener Soli, aber auch gruppenweise Betonungen wie der Auftritt eines Querflötentrios bewirkten grossen Facettenreichtum. Angeheizt von der tanzenden (später auch musikalisch tätigen) Sketchgruppe, spielten die Jugendmusikantinnen und -musikanten (als eines von sechs Stücken) den Welthit «Señorita» mit einer Inbrunst, als hätten sie am liebsten auf der Stelle von der Skipiste auf die Tanzfläche gewechselt.
Sogar solistische Ausflüge Richtung Jazz
Die Stadtmusik deutete gleich mit den ersten Takten an, dass sogar eine schwarze Piste eine Unterforderung darstellen kann. Wuchtig und zugleich präzis legte man los. Ob Marsch oder Walzer, Pop oder besonders Anspruchsvolles wie «Montana Fanfare» - die erfahrenen Musikantinnen und Musikanten (die 2014 in der ersten Stärkeklasse Kantonale Meister wurden) bewältigten jede noch so heikle Passage bravourös und paarten ihre Meisterschaft mit Lockerheit. Das beliebte Titelstück aus dem Film «Mission Impossible» nutzten sie sogar für kurze solistische Ausflüge in Richtung Jazz.
Dramaturgisch geschickt aufgebautes Programm
Unter dem Strich erlebte das Publikum einen kurzweiligen, sehr vergnüglichen Abend. Stets war spürbar, dass die Musikantinnen und Musikanten mit grosser Freude auf der Bühne standen. Sie gestalteten ihr minutiös vorbereitetes Gemeinschaftserlebnis mit einem dramaturgisch geschickt aufgebauten Programm und begegneten dem Publikum auf eine Weise, dass es sich als Teil des Ganzen fühlen konnte.
Im zwar nicht ganz vollen, aber gut besetzten Sonnensaal kam trotz des 2G-plus-Regimes eine grossartige Stimmung auf. Nachdem mitreissende Stadtmusik-Soli einen tosenden Applaus hervorgerufen hatten, wurde mit dem Liederraten kurz vor Schluss ein vierter oder fünfter Höhepunkt erreicht.
Fotos sind hier zu finden.